Definition von Erfolg: Was ist unser Maßstab für Erfolg?

Auf Bühnen werden sie gefeiert. Bei Linkedin und co. werden sie geliked. In den Medien werden ihre Geschichten gern erzählt. Die Rede ist von Menschen, die es geschafft haben. Die ein Business hervorgebracht haben, das wirklich erfolgreich ist. Im besten Fall ein Unicorn. Millionen Follower. Rekordumsätze. In jedem Fall mit überdurchschnittlicher Wachstumsrate. Getreu dem Motto: Sky is the limit. Alles andere zählt nicht. Doch ist das unser Maßstab für Erfolg? Ab wann verdient das Erreichte Applaus? Und was, wenn es mal nicht so läuft?

 

Ich kann nicht sagen warum, aber in letzter Zeit stelle ich mir öfter die Frage: Was definiert eigentlich Erfolg? Was sollte eigentlich noch mehr Aufmerksamkeit verdienen, wenn wir über Erfolg sprechen? Ist Erfolg eigentlich das, wonach wir wirklich streben sollten?

Vielleicht bewegt mich die Frage, weil nun das erste Drittel meines Arbeitslebens rum ist. Wenn ich doppelt so alt bin, gehe ich vermutlich in Rente. Da fragt man sich: Was hab ich bisher schon erreicht? Und was möchte ich noch erreichen?

Vielleicht hat der Besuch der OMR 2023 auch den Anstoß gegeben, sich einmal tiefergehend mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Diese Expo hat wie keine zweite Emotionen in unsere Linkedin-Feeds gespült, die ich so selten erlebt hab. Ein Kritikpunkt dabei: Die Auswahl der Bühnengäste auf den unterschiedlichen Stages.

Auf den Bühnen fanden sich Personen wieder, die Rang und Namen haben. Menschen, die über die Maßen erfolgreich sind und sich einen Namen gemacht haben. Richtige Online Marketing Rockstars eben, die etwas vorzuweisen haben, was viele andere eben nicht erreicht haben und vielleicht auch nie erreichen werden. In diesem Sinne gehört diesen Menschen verständlicherweise die Bühne. Aber bei dem/der ein oder anderen musste man sich schon die Frage stellen, ob man diesen wirklich so viel Aufmerksamkeit schenken sollte.

Aber wenn sie doch erfolgreich sind?

 

Was Erfolg im Allgemeinen definiert

Genau dies führt uns zu der Frage, was wirklichen Erfolg definiert. Die gängige Definition sagt bringt Erfolg immer in Verbindung mit dem Erreichen von gesetzten Zielen. Das ist soweit sinnvoll und logisch, denn für jeden ist Erfolg wohlmöglich etwas anderes. Doch damit einher geht auch, dass bei einer zu hohen individuellen Erwartungshaltung nahezu nichts als Erfolg zu werten ist. Liegt die Latte der Erwartungen tief, ist wiederum alles ein Erfolg.

Letztlich definieren wir aber auch als Gesellschaft, was für uns Erfolg ausmacht. Hier kommen wir mit dem individuellen Ansatz nicht wirklich weiter.

Erfolg im Business hat dabei noch eine weitere Besonderheit. Sie nimmt allgemeingültige, meist betriebswirtschaftliche Zahlen in den Fokus. Ist der Output größer als der Input, hat ein Unternehmen Gewinn erwirtschaftet. Ergo: Das positive Ergebnis unternehmerischen Handelns definiert einen Erfolg. Ist das Ergebnis besser als der Wettbewerb oder eine Benchmark, erweckt dies besondere Aufmerksamkeit. Erfolg ist, wer oder was sich von anderen absetzt. Größer, schneller, weiter ist.

Aber ist dem wirklich so? Wollen wir in einer Kultur leben, bei der nur das Außerordentliche gefeiert wird? Müssen wir nicht noch mehr Parameter bei der Definition von Erfolg berücksichtigen?

 

Alternative Blickwinkel bei der Bewertung von Erfolg

Zuletzt habe ich einen Videoclip entdeckt, der mich sehr inspiriert hat. Das Video zeigt ist ein Interview mit dem NBA-Star Giannis Antetokounmpo, nachdem er mit seiner Mannschaft aus den Playoffs ausgeschieden ist:

 

Dieses Interview bringt drei Aspekte über den Erfolg zum Vorschein, an denen wir uns ein Beispiel nehmen können:

Das Problem des Vergleichens:

Die Milwaukee Bucks waren ausgeschieden. Sie mussten in den Playoffs weichen. Die andere Mannschaft war besser oder hatte einfach mehr Glück im Spiel.

Gegenüber der Geschichte des einen kann die Geschichte des anderen weniger erfolgreich wirken. Vielleicht sogar gegenteilig.

Die Chance um den Titel war hinüber. Vorbei. Aus. Aber waren die Milwaukee Bucks damit wirklich nicht erfolgreich? Ich kenne mich in der NBA nicht wirklich aus, aber die Tatsache, dass die Bucks mit ihren Möglichkeiten die Playoffs erreicht haben, darf wohlmöglich als Erfolg gewertet werden. Die ganze Saison war vermutlich im Rahmen der Möglichkeiten aller Ehren wert. Das Fazit über alle Spiele hinweg positiv. Auch ohne Titel.

Vergleiche mit anderen führen in der Regel immer zu einer Fehlinterpretation und lassen nur wenige als Sieger dastehen. Das ist m.E. aber ein gefährlicher Trugschluss und zeugt davon, dass Erfolg doch immer im Kontext der Gegebenheiten bewertet werden muss.

 

Erfolg definiert sich aus einer langfristigen Perpektive heraus:

Nicht immer ist eine Geschichte schon zu Ende erzählt. Manches befindet sich noch im Prozess. Manches lässt sich auch erst über den zeitlichen Verlauf bewerten. Manches vielleicht auch erst im Rückspiegel.

Giannis Antetokounmpo zieht in seinem Interview einen Vergleich zu dem wohl bekanntesten aller Basketballer: Michael Jordan. Eine Legende. Aber auch dieser hat in seiner Karriere nicht in jeder Saison den Titel gewonnen. Er brauchte seine Anläufe. Seine Versuche.

Die Vogelperspektive ist oft der bessere Blickwinkel. Der Faktor Zeit lässt das bisher Erreichte in einem neuen Licht erscheinen. Und umgekehrt gibt es auch Beispiele, wo das kurzfristig Erfolgreiche langfristig keinen Bestand hatte. Nachhaltigkeit bemisst sich über die Zeit. Ein wichtiger Aspekt, wenn wir über Erfolg sprechen.

 

Erfolg nährt sich aus der Summe von Erfahrungen:

In diesem Zusammenhang sei auch nochmal extra hervorgehoben, dass auch im Scheitern eine Weisheit steckt. Manchmal ist eben auch der Nicht-Erfolg, der Verlust, die Niederlage, der Fehler oder Schicksalsschlag ein großer Gewinn.

Wenn man Menschen nach Erlebnissen fragt, von denen sie am meisten gelernt haben, werden meist die Geschichten genannt, die durch tiefe Täler gingen. Damit müssen wir diese Erfahrungen jetzt nicht als Erfolg feiern, aber es macht eben auch deutlich, dass Erfolg nicht alles ist. Dass auch individuelle Selbstverwirklichung nicht alles sein kann.

 


Neben diesen genannten Aspekten gibt es meines Erachtens noch eine weitere Komponente, die im Hinblick auf die Definition von Erfolg noch genannt werden muss. Diese trifft vermutlich am ehesten noch auf das zu, was beim OMR Festival kritisch angemerkt wurde:

Erfolg muss immer in Verbindung mit einer ethischen Bewertung stehen:

Im Regelfall steht Wachstum oder das Erreichen oder Übertreffen eines Ziels bzw. einer Benchmark im Vordergrund, wenn wir über Erfolg sprechen. Doch dies führt automatisch dazu, dass Erfolge um jeden Preis erzwungen werden. Wie oft feiern wir Menschen, die ohne Rücksicht auf ihre Mitmenschen und Umwelt „erfolgreich“ sind. Wenn Erfolg diese ethische Komponente nicht berücksichtigt, wird vorrangig die egoistische Perspektive des „Machers“ in den Vordergrund gestellt. Aber welchen Wert stiftet man, wenn persönlicher Gewinn auf Kosten anderer erreicht wird? Und wen wollen wir folgen, wenn wir von „Er-Folgen“ sprechen?

 

Ein persönliches Fazit und eine offene Frage zum Nachdenken

Erfolg bemisst sich folglich nicht nur im Wachstum, sondern eben manchmal auch nur in seiner Wirkung. Und hier gibt kein Maß, ab dem Erfolg erst zählt. Du darfst deine persönlichen Erfolge feiern, auch wenn andere sie (noch) nicht sehen. Erfolg hat eine individuelle Komponente. Jede Story ist einzigartig!

Nicht anders ist im Kleinen auch dieser Beitrag zu bewerten: Wie viele werden ihn lesen? Hat sich die Investition erst ab einer gewissen Anzahl gelohnt? Vielleicht erreicht er eine große Aufmerksamkeit. Vielleicht auch nicht. Oder zunächst nicht. Vielleicht bewirkt er auch nur bei einem/einer Leser:in ein Umdenken. Hilft einer Person weiter. Vielleicht aber auch nicht. Aber selbst dann ist daraus für mich eine Erfahrung entstanden. Und durch die vielen einzelnen Erfahrungen entsteht ein Gesamtbild, in der auch dieses Mosaikstein dazugehört.

Wenn du daher Selbstzweifel hast, wie erfolgreich du bist, bedenke die hier aufgeführten Aspekte:

  • Höre auf dich zu vergleichen!
  • Denke in einer langfristigen Perspektive!
  • Erkenne den Gewinn von Misserfolgen!
  • Erfolge mit Rücksicht auf Mitmenschen und Umwelt zählen mehr!

 

Viel Segen und Erfolg dir!

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert